Triumph der Frauen: Was uns bei den Olympischen Spielen in Tokio überrascht und gefreut hat

Der sensationelle Sieg der russischen Turnerinnen freute alle, die unsere Athletinnen anfeuerten. Was hat diese Spiele sonst noch überrascht? Wir sprechen über die Teilnehmer, die uns inspiriert haben.

Das wegen der Pandemie um ein Jahr verschobene Sportfest findet fast ohne Zuschauer statt. Den Athleten fehlt die rege Unterstützung der Fans auf der Tribüne. Trotzdem gelang es den Mädchen der russischen Turnmannschaft – Angelina Melnikova, Vladislava Urazova, Victoria Listunova und Lilia Akhaimova –, die Amerikanerinnen zu umgehen, denen Sportkommentatoren einen Sieg vorausgesagt hatten.

Dies ist nicht der einzige Triumph für Sportlerinnen bei diesen außergewöhnlichen Olympischen Spielen, und es ist nicht das einzige Ereignis, das für die Welt des Frauensports als historisch angesehen werden kann.

Welche Teilnehmer der Olympischen Spiele in Tokio haben uns Glücksmomente beschert und uns zum Nachdenken gebracht?

1. 46-jährige Turnlegende Oksana Chusovitina

Früher dachten wir, Profisport sei etwas für die Jugend. Altersdiskriminierung (d. h. Altersdiskriminierung) ist dort fast weiter entwickelt als anderswo. Aber Oksana Chusovitina (Usbekistan), eine 46-jährige Olympiateilnehmerin in Tokio, bewies mit ihrem Beispiel, dass man auch hier mit Klischees brechen kann.

Tokio 2020 ist die achte Olympiade, an der der Athlet teilnimmt. Ihre Karriere begann in Usbekistan, und 1992 gewann das Team, an dem die 17-jährige Oksana teilnahm, bei den Olympischen Spielen in Barcelona Gold. Chusovitina sagte eine glänzende Zukunft voraus.

Nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie in den großen Sport zurück und musste nach Deutschland umziehen. Nur dort hatte ihr Kind eine Chance, von Leukämie zu genesen. Hin- und hergerissen zwischen dem Krankenhaus und der Konkurrenz zeigte Oksana ihrem Sohn ein Beispiel für Beharrlichkeit und Konzentration auf den Sieg – vor allem den Sieg über die Krankheit. Anschließend gab die Athletin zu, dass sie die Genesung des Jungen als ihre Hauptbelohnung ansieht.

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Trotz ihres «fortgeschrittenen» Alters für den Profisport hat Oksana Chusovitina weiter trainiert und an Wettkämpfen teilgenommen – unter der Flagge Deutschlands und dann wieder unter usbekischer Flagge. Nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 trug sie sich als einzige Turnerin der Welt, die an sieben Olympischen Spielen teilgenommen hat, ins Guinness-Buch der Rekorde ein.

Dann wurde sie die älteste Teilnehmerin – alle erwarteten, dass Oksana ihre Karriere nach Rio beenden würde. Sie überraschte jedoch erneut alle und wurde für die Teilnahme an den aktuellen Spielen ausgewählt. Selbst als die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben wurden, gab Chusovitina ihre Absicht nicht auf.

Leider wurde der Siegerin das Recht entzogen, bei der Eröffnung der Olympischen Spiele die Flagge ihres Landes zu tragen – das war wirklich beleidigend und demotivierend für die Athletin, die wusste, dass diese Spiele ihre letzten sein würden. Die Turnerin qualifizierte sich nicht für das Finale und kündigte das Ende ihrer Sportkarriere an. Oksanas Geschichte wird viele inspirieren: Die Liebe zu dem, was man tut, ist manchmal wichtiger als altersbedingte Einschränkungen.

2. Olympischer Gold-Nicht-Profisportler

Sind die Olympischen Spiele nur etwas für Profisportler? Das Gegenteil bewies die österreichische Radsportlerin Anna Kiesenhofer, die beim olympischen Straßengruppenrennen der Frauen Gold gewann.

Die 30-jährige Dr. Kiesenhofer (wie sie in Fachkreisen genannt wird) ist Mathematikerin und hat an der Technischen Universität Wien, in Cambridge und am Polytechnic of Catalonia studiert. Gleichzeitig engagierte sich Anna im Triathlon und Duathlon und nahm an Wettkämpfen teil. Nach einer Verletzung im Jahr 2014 konzentrierte sie sich endgültig auf den Radsport. Vor Olympia trainierte sie viel alleine, galt aber nicht als Medaillenanwärterin.

Viele von Annas Konkurrentinnen hatten bereits Sportpreise und dürften den einsamen Vertreter Österreichs, der zudem keinen Vertrag bei einem Profiteam hatte, nicht ernst nehmen. Als Kiesenhofer bei der Abfahrt gleich zu Beginn in die Lücke fuhr, scheint man sie einfach vergessen zu haben. Während die Profis ihre Anstrengungen darauf konzentrierten, gegeneinander zu kämpfen, lag der Mathelehrer mit großem Vorsprung vorn.

Der Mangel an Funkverbindungen – eine Voraussetzung für das olympische Rennen – erlaubte den Rivalen nicht, die Situation einzuschätzen. Und als die Europameisterin, die Niederländerin Annemiek van Vluten, die Ziellinie überquerte, warf sie siegessicher die Hände in die Luft. Doch zuvor war Anna Kizenhofer mit 1 Minute 15 Sekunden Vorsprung bereits ins Ziel gekommen. Sie gewann die Goldmedaille, indem sie körperliche Anstrengung mit präziser strategischer Berechnung kombinierte.

3. «Kostümrevolution» der deutschen Turnerinnen

Beim Wettkampf die Regeln diktieren – das Privileg der Männer? Belästigung und Gewalt im Sport sind leider keine Seltenheit. Die Objektivierung von Frauen (d. h. sie ausschließlich als Objekt sexueller Ansprüche zu betrachten) wird auch durch althergebrachte Kleidungsstandards erleichtert. Bei vielen Frauensportarten ist es erforderlich, in offenen Badeanzügen und ähnlichen Anzügen zu performen, die zudem den Athleten selbst nicht mit dem Komfort gefallen.

Seit der Einführung der Regeln sind jedoch viele Jahre vergangen. Nicht nur die Mode hat sich verändert, sondern auch globale Trends. Und dem Komfort in der Kleidung, insbesondere der Berufskleidung, wird mehr Bedeutung beigemessen als ihrer Attraktivität.

Es überrascht nicht, dass Sportlerinnen die Frage nach der Uniform, die sie tragen müssen, aufwerfen und Wahlfreiheit fordern. Bei den Olympischen Spielen in Tokio weigerte sich ein deutsches Turnerteam, mit gespreizten Beinen aufzutreten und zog Strumpfhosen mit knöchellangen Leggings an. Dabei wurden sie von vielen Fans unterstützt.

Im selben Sommer wurde Sportbekleidung für Frauen von Norwegern bei Handboro-Wettbewerben am Strand angesprochen – anstelle von Bikinis zogen Frauen viel bequemere und weniger sexy Shorts an. Im Sport ist es wichtig, die Fähigkeiten einer Person zu bewerten, und nicht eine halbnackte Figur, glauben die Athleten.

Ist das Eis gebrochen und patriarchalische Stereotype gegenüber Frauen ändern sich? Ich möchte glauben, dass dies so ist.

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