Psychologie

Mythos 2. Deine Gefühle zurückzuhalten ist falsch und schädlich. In die Tiefen der Seele getrieben, führen sie zu einer emotionalen Überforderung, die mit einem Zusammenbruch behaftet ist. Daher müssen alle Gefühle, sowohl positive als auch negative, offen zum Ausdruck gebracht werden. Wenn es aus moralischen Gründen nicht akzeptabel ist, seinen Ärger oder seine Wut auszudrücken, müssen sie auf einen leblosen Gegenstand ausgegossen werden – zum Beispiel, um ein Kissen zu schlagen.

Vor zwanzig Jahren wurde die exotische Erfahrung japanischer Manager weithin bekannt. In den Umkleidekabinen einiger Industriebetriebe wurden Gummipuppen von Chefs wie Boxsäcke installiert, auf die Arbeiter mit Bambusstöcken schlagen durften, angeblich um emotionale Spannungen zu entschärfen und angesammelte Feindseligkeiten gegenüber Chefs abzubauen. Seitdem ist viel Zeit vergangen, aber über die psychologische Wirksamkeit dieser Innovation wurde nichts berichtet. Es scheint, dass es eine merkwürdige Episode ohne schwerwiegende Folgen geblieben ist. Dennoch beziehen sich zahlreiche Handbücher zur emotionalen Selbstregulation noch heute darauf und fordern die Leser auf, sich nicht so sehr „in der Hand zu halten“, sondern ihre Emotionen im Gegenteil nicht zu zügeln.

Realität

Laut Brad Bushman, einem Professor an der University of Iowa, führt das Entladen von Ärger über ein unbelebtes Objekt nicht zu Stressabbau, sondern ganz im Gegenteil. In seinem Experiment neckte Bushman seine Schüler bewusst mit beleidigenden Bemerkungen, während sie eine Lernaufgabe erledigten. Einige von ihnen wurden dann aufgefordert, ihre Wut an einem Boxsack auszulassen. Es stellte sich heraus, dass die „Beruhigungs“-Prozedur die Studierenden keineswegs zur Ruhe brachte – laut psychophysiologischer Untersuchung erwiesen sie sich als deutlich gereizter und aggressiver als diejenigen, die die „Entspannung“ nicht erhielten.

Der Professor schlussfolgert: „Jeder vernünftige Mensch, der auf diese Weise seinem Ärger Luft macht, weiß, dass die eigentliche Quelle des Ärgers unverwundbar geblieben ist, und das irritiert noch mehr. Erwartet sich eine Person zudem Ruhe von der Prozedur, die aber nicht eintritt, erhöht dies nur den Ärger.

Und der Psychologe George Bonanno von der Columbia University beschloss, den Stresspegel der Studenten mit ihrer Fähigkeit zu vergleichen, ihre Emotionen zu kontrollieren. Er maß den Stresspegel von Erstsemestern und forderte sie auf, an einem Experiment teilzunehmen, bei dem sie unterschiedliche emotionale Ausdrucksebenen demonstrieren mussten – übertrieben, untertrieben und normal.

Anderthalb Jahre später rief Bonanno die Probanden wieder zusammen und maß ihren Stresslevel. Es stellte sich heraus, dass die Schüler, die am wenigsten Stress erlebten, dieselben Schüler waren, die während des Experiments erfolgreich Emotionen auf Kommando verstärkten und unterdrückten. Außerdem waren diese Studenten, wie der Wissenschaftler herausfand, besser geeignet, sich auf den Zustand des Gesprächspartners einzustellen.

Objektive Empfehlungen

Jede körperliche Aktivität trägt zum Abbau von emotionalem Stress bei, aber nur, wenn sie nicht mit aggressiven Handlungen, sogar Spielen, verbunden ist. Bei psychischer Belastung ist ein Wechsel zu sportlichen Übungen, Laufen, Walken etc. sinnvoll. Außerdem ist es sinnvoll, sich von der Stressquelle abzulenken und sich auf etwas zu konzentrieren, das nichts damit zu tun hat – Musik hören, ein Buch lesen usw. ↑

Außerdem ist nichts falsch daran, seine Emotionen zurückzuhalten. Im Gegenteil, die Fähigkeit, sich selbst zu kontrollieren und seine Gefühle situationsgerecht auszudrücken, sollte bewusst in sich selbst kultiviert werden. Das Ergebnis davon ist sowohl Seelenfrieden als auch volle Kommunikation – erfolgreicher und effektiver als der spontane Ausdruck von Gefühlen↑.

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